Der Goldene Klappspaten: Immerhin gut gemeint.

Der nächste goldene Klappspaten geht heute einher mit dem Preis für die schlechteste Bildbearbeitung seit der Erfindung der Fotografie. Sehen Sie selbst – wenn der dynamisch-motivierte Herr auf dem Plakat etwas nicht ist, dann 69 Jahre alt!

69 ist vielleicht der IQ des verantwortlichen Konzeptioners oder die Dioptrien-Zahl des Fotodesigners. Vielleicht ist es auch die Entfernung in Metern, die man zu dem Plakat haben müsste, um zu glauben, was draufsteht (aus der Entfernung könnt man’s dann halt nicht mehr lesen, aber who cares anyway?). Oder die Anzahl Stunden, die der Etat-Direktor durchgemacht hatte, als er diesem Motiv so die Freigabe erteilt hat. Oder die Tiefe in Metern, in die das arme, verunstaltete Model im Boden versinken möchte.

Zugegeben, bei Cher beispielsweise ist das biologische Alter auch ungleich dem optischen – aber bei ihr ist das wenigstens einheitlich. Der plakatierte Herr dagegen: glatt und faltenfrei die Stirn und die Wangen, dafür dann unübersehbar (sprich: plakativ) verknitterte Tränensäcke und fast weißes (ein bisschen zu weißes?) Haupt- und Barthaar. Und die Zähne so strahlend, als hätte der Herr zeitlebens nie auch nur an einem Tee genippt. Die Hände makellos, ohne eine Spur von Altersflecken. Es ist schon bestimmt nicht einfach, jemanden am Rechner auf jung zu trimmen – auf alt ist offenbar noch schwieriger …

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Mir selbst wurden mal zu Werbefilmzwecken Altersflecken aufgemalt und ja, ich wurde sogar schon mal zur Leiche. Beides ging damals aber völlig analog vonstatten, mit Schminke und von Leuten, die ihr Handwerk verstehen. Hier hingegen zeigt eine augenscheinlich völlig missglückte Photoshop-Veralterungskur, dass gut gemeint halt noch lange nicht gut gemacht bedeutet. Für sowas steht dann im Praktikumszeugnis „Er war stets bemüht“, was übersetzt so viel heißt wie „Er hat’s sowas von nicht drauf, das kann selbst meine 69jährige Oma noch besser. Und die ist in echt so alt.“

Die Zielgruppe des Plakats sind doch eigentlich Schwerhörige. Wer aber auf diesen grottenschlechten Werbeunfug reinfallen soll, der muss vor allem erstmal was an den Augen haben.

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